Hoffnung findet ein Zuhause
Hallo, ich bin Maria. Ich lebe im Mädchenheim von Christ for Asia International. Gerne möchte ich euch meine Geschichte erzählen:
Mit meinen Eltern und meinem jüngsten Bruder lebte ich auf einem Friedhof. Ich habe noch weitere vier Geschwister. Zwei davon fanden schon einige Zeit vor mir ein neues Zuhause hier im Kinderheim von CFAI.
Es war nicht schon immer so. Früher waren wir eine glückliche Familie. Wir lebten in einem Haus und hatten auch genug zu essen, bis wir herausfanden, dass meine Mutter nierenkrank war. Weil so viel Geld für die Krankenhausaufenthalte und die Behandlung meiner Mutter gebraucht wurde, konnte ich dann nicht mehr zur Schule gehen.
Meine Aufgabe war es, auf meinen kleinen Bruder aufzupassen und ihn zu versorgen. Diese Verantwortung lastete schwer auf mir. Zwei meiner älteren Brüder lebten damals in einer anderen Familie mit. Mein Vater konnte sehr wütend und handgreiflich werden, wenn ich nicht pünktlich zu Hause war, oder mein Bruder auf sich alleine gestellt blieb. Das setzte mir schwer zu und ich begann meinen Vater immer mehr zu hassen. Dazu kam noch, dass er eine Beziehung zu einer anderen Frau aufbaute und sie mit ihren Kindern immer Vorrang hatten – auch wenn es um die notwendige Versorgung ging. Ich sah öfter, wie er dieser Frau Geld gab, das wir selbst so nötig gebraucht hätten. Oft hatten wir nicht genug zu essen. An vielen Tagen mussten wir mit zwei Mahlzeiten auskommen und schliefen hungrig ein.
Mein Vater hatte keinen Beruf und so sammelte er wiederverwertbaren Müll, der gewaschen und dann nach Gewicht wieder verkauft wurde. Aber der Verdienst daraus war mager. Viele andere Familien, die auf dem Friedhof lebten, taten dasselbe.
Die Schläge und der Missbrauch meines Vaters setzten mir sehr zu. Die Hoffnung auf ein normales Leben oder den Besuch der Schule schwand immer mehr.
Ein bekanntes Ehepaar, das sich sehr um uns bemühte und immer mal wieder vorbei schaute, veranlasste, dass ich ebenso zu CFAI gehen konnte, wo meine beiden Geschwister lebten. Mein Vater willigte ein. Ich war damals 11 Jahre alt.
Endlich hatte ich, was ich all die Jahre vermisst habe. Ich hatte ein Dach über dem Kopf, drei warme Mahlzeiten, Snacks, Kleidung und konnte wieder zur Schule gehen. Es gab etliche Kinder im Heim, die dasselbe erlebten, wie wir. Sie waren nett, wurden meine Freunde und die Hauseltern waren für uns da und kümmerten sich um uns. Sie erzählten uns auch von Jesus und es gab Andachten und Lobpreiszeiten im Heim. Ich war damit sehr zurückhaltend. Denn irgendwie konnte ich nicht verstehen, dass Gott mich so aufwachsen ließ. Ich habe damals gebetet, als meine Mutter ins Krankenhaus kam, aber nichts ist geschehen. Wo war Gott?
Nach und nach öffnete ich mich Gott gegenüber, weil ich verstand, dass er mich liebte und mein Bestes möchte. So kam es, dass ich ihm eines Tages ganz bewusst mein Leben übergab, ihn um Vergebung bat für meinen Ärger und meinen Groll, vor allem auch meinem Vater gegenüber. Seit dem Tag an habe ich begonnen, auch meinem Vater zu vergeben für alles, was er mir angetan hat.
Und jetzt weiß ich, dass Gott mein guter Vater im Himmel ist, viel besser als mein irdischer war und ER mich nie verlassen oder im Stich lassen würde. ER ist groß und stark und niemand ist wie ER. Dafür bin ich sehr dankbar.
Diese Vergebung meinem Vater gegenüber hat mein Leben frei gemacht. Darüber freue ich mich sehr. Ich möchte jeden ermutigen, der noch Ärger und Groll gegen jemanden hegt, diese Person an Gott loszulassen und Vergebung auszusprechen. Es lohnt sich.
Und dieses Jahr konnte ich meine Highschool abschließen. Das ist ebenso ein großer Erfolg in meinem Leben.
Möglichkeiten und Entscheidungen
Joseph ist ein Unterhalter. Mit seinen gerade 16 Jahren hat er schon so viel aus seinem Leben zu erzählen. Man hat den Eindruck, er habe schon sehr viel durchgemacht und auch angestellt. Immer wenn er die Essenausgabe und die Andacht am Fischmarkt besucht, macht er Faxen und stört sehr viel, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Er kommt sogar, wenn er betrunken ist oder seine Zigarette rauchend. Und obwohl er viel stört während dem Treffen, freut sich der Mitarbeiter seiner Gruppe dennoch, dass er da ist. Manchmal nimmt sich der Streetworker auch Zeit, seine persönliche Geschichten anzuhören. Darin prahlt er oft von seinen Partys oder von Discos, die er besucht, wie betrunken er gewesen war und was er alles gedreht hat, wie sehr er seinen Vater hasst, und dass er mit einem Homosexuellen zusammen lebt. Oftmals wurde ihm von der Liebe des himmlischen Vaters erzählt, der sich um ihn kümmern möchte. Doch auf diesem Ohr war Joseph offensichtlich bisher taub. Er möchte Anerkennung und Aufmerksamkeit, und darum besucht er die Essensausgaben.
Das neue Jahr hat begonnen, und die Streetworker fuhren wie gewohnt wieder zu der Essensausgabe zum Fischmarkt. Aber irgendwie fehlten heute einige der Kids, die sonst regelmäßig dabei sind. Einige der Kinder erzählten, dass Joseph an Weihnachten verstarb.
Joseph wurde in einem Bandenstreit erschossen. Er selbst war nicht direkt involviert, aber sein bester Freund in seiner Bande. Er wurde an beiden Beinen angeschossen und erlag seinen schweren Blutungen und Komplikationen dann im Krankenhaus.
Joseph war nun nicht mehr. Und der Mitarbeiter kann ihn nicht mehr fragen, ob er eine Beziehung zu Jesus hat oder nicht. Das ist auch sehr schwer zu sagen, denn Joseph äußerste sich darüber nicht. Er war noch jung. Sein Leben war nur kurz.
Und doch lässt es den Mitarbeiter nicht so schnell los - die innere und äußere Not der jungen Leute der Straße. Menschen haben Möglichkeiten und ihnen wird die Wahl gegeben. Christ for Asia hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Charakter Gottes einer jungen Generation nahezubringen. Sie sollen eine Gelegenheit haben, sich für ein sinnvolles Leben mit einer Bestimmung von Gott her entscheiden zu können und der großen Liebe Gottes antworten zu können – auch wenn ihr Leben bisher sehr schwierig verlaufen ist.
Träume werden wahr
Ich heiße Paul und bin 22 Jahre alt. Früher habe ich mit meiner Familie in den Slums von Cebu City gewohnt. Meine Familie waren meine Mutter und drei Brüder – zwei von ihnen waren älter als ich. Meinen Vater habe ich nie gekannt. Meine Familie war zerbrochen. Ich erlebte Missbrauch in der Familie. Mein Leben war elend. Ich hatte viele Aufgaben zu erledigen, wenn meine Mutter arbeitete. So war ich zuständig für die Wäsche, den Abwasch und musste meinen kleinen Bruder beaufsichtigen. Meine beiden älteren Brüder suchten immer wieder nach kleinen Jobs nach der Schule, um auch etwas zum Leben beizutragen. So waren sie wenig zu Hause.
Meine Mutter war alleinerziehend und arbeitete hart, damit sie uns durchbringen konnte. Es schien eine große Last für sie zu sein, ihrer Mutterrolle nachzukommen. Zuerst arbeitete sie als Fitnesstrainerin, doch das klappte nicht wirklich. Dann wechselte sie und verkaufte Hygiene Artikel am Abend und tagsüber arbeitete sie als Waschfrau. Sie war die Versorgerin der Familie, aber es fiel ihr sehr schwer, sich um die Kinder zu kümmern. Manchmal war sie so gereizt, wenn sie nach Hause kam und wurde sogar gewalttätig.
Eines Tages war sie so ärgerlich, dass sie mich aufs Übelste verdrosch. Das wiederholte sich immer öfter, wann immer ich nur eine Kleinigkeit falsch machte oder übersah und später nicht einmal mehr das. Da kam es sogar ohne Grund vor. Einmal ging es sogar soweit, dass sie mich in einem Wasserfass ertränken wollte. Sie stand da, bewaffnet mit einem Messer. Mein Bruder hörte meine Hilferufe und eilte herbei. Das war dann mehr als ich ertragen konnte. Ich verließ mein Zuhause und wollte auf keinen Fall mehr zurück. Ich rannte für mein Leben, suchte nach einem Platz, wo ich sein konnte. Ich sehnte mich nach Frieden und Harmonie.
Verwirrt, voller Ärger und Bedauern war ich nun auf der Straße und bettelte um Essen, Kleider, Geld und um eine Bleibe. Damals fragte ich stark nach meinem Wert, einem Sinn im Leben und warum das alles überhaupt geschehen ist.
Sogar an meinem tiefsten Punkt glaubte ich an Gott. Ich glaubte, dass er mich nie verlassen würde. Gott gebrauchte dann Leute von CFAI (Christ for Asia International). Sie nahmen mich auf in ihr Kinderheim. Nach und nach lernte ich mehr über Gott. Meine Mutter wollte mich zurück haben. Sie war dagegen, dass ich im Heim bliebe. Aber ich hasste sie für das, was sie mir antat. Doch Gott machte mir deutlich, wie wichtig es ist, ihr zu vergeben. Das war nicht leicht, aber ich entschied mich zur Vergebung und wollte mit meinem Leben weitergehen. Fünf Jahre lang brauchte ich, bis ich bereit war, ihr zu vergeben und sie als meine biologische Mutter anzuerkennen. Aber ich habe diese Sache mit ihr geregelt und auch sie bat mich um Vergebung. Der Heilungsprozess dauerte jedoch noch viel länger an.
In den 15 Jahren bei CFAI habe ich diese Schwierigkeiten überwunden und lebe ein Leben voller Hoffnung und Träume – mehr als ich mir je wünschen konnte. Ich bin so gesegnet und überaus dankbar, dass meine Träume Wirklichkeit werden. Mein Studium zum Grundschullehrer habe ich abgeschlossen, bereits ein wenig als Lehrer gearbeitet. Und dann hat Gott mich gerufen, ein Jahr einen Freiwilligendienst in Deutschland zu tun. Ich wusste von Anfang an, dass alles, was geschieht, Teil von Gottes gutem Plan für mein Leben ist.